Jede Geschichte hat sich so oder ähnlich ereignet... jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist beabsichtigt!

 

 

 

Schneewittchen lebt

 

Schneewittchen lebt… und ich weiß sogar seinen Namen: Erika – aus Heidelberg. Doch wie geht das?

 

Nun, das ist kurz gesagt eine lange Geschichte aus dem Frühsommer 2010. Es war die Zeit, dass ich mich auf die Reise nach Bad Reinhardshausen / Bad Wildungen begab, meinem Körper und meiner Seele Gutes zu tun. Nach langer Reise mit der Bahn vom schönen Weiterstadt, der Stadt wo nach Aussage bayerischer Bänkelsänger das Möbel haust, in einem bayerisch stämmigen Möbelhaus an der Autobahn, erreichte ich den einsamen Bahnhof in Wabern. Bahnhof? Zwei Bahnsteige und ein Gebäude mit dem Status „wird renoviert oder abgerissen?“ Die Weiterfahrt nach über einer Stunde Wartezeit mit der Kurhessischen Bahn, wie zu Großherzogs Zeiten führte mich durch eine, angesichts von leichten Nebelschwaden verwunschen anmutende, Landschaft. Idyllisch gelegene kleine Ortschaften mit Namen wie „Wega“ oder „Ungedanken“, einsam gelegene Bauernhöfen versetzten mich als Städter in eine mir völlig unbekannte Welt. Heute weiß ich, das waren die Vorboten einer schier unglaublichen Geschichte, die so seid versichert sich genau so zugetragen hat.

 

Die ersten beiden Wochen von dreien waren geprägt von dem täglichen Training und dem drei-mal-täglichen Gang zum Buffet zur Gesundung meines Körpers, der Geist wurde durch die Übertragung der Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Die „Klinik mit Hotelcharakter“, so die eigene Definition des kaufmännischen Direktors, sparte nicht an Bildübertragungsgeräten. Auch die Dörfler wollten dem Trend der Neuzeit gerecht werden, dem „Public Viewing“! Flugs wurde die Dorfstraße gesperrt, eine Vidiwall, Bierzeltgarnituren aufgestellt und Verpflegungspunkte (Biertränken und Grills) eingerichtet. Und doch war es möglich, außerhalb dieses Fußball-Hipes nette Menschen kennen zu lernen. So geschah es, dass in der zweiten Woche meines Aufenthaltes sich die Bekanntschaft zu Brigitte und Erika ergab, zu denen sich dann auch noch Wolfgang, der Tischnachbar von Erika und begeisterter Mountainbiker (vorhin nur mal kurz rund um den Edersee) gesellte. Kaum kennen gelernt, schon wurde der allabendliche Spaziergang mit abschließender Einkehr in der „Besenkammer“ oder dem ihr vorgelagerten Biergarten zum festen Bestandteil  Abendunterhaltung. Von unseren Füßen bergauf und bergab getragen, wurden die Folgen der Genüsse des abendlichen Buffets abgemildert, der besseren Verdauung zugearbeitet und so ein gewisser kleiner Durst entwickelt.

 

Radler oder Weißbier, die Hauptsache kalt und nass, wie weiland die Ritter auf der Märchenstraße und ihrem Halt in Bad Wildungen. Stand der Mai in diesem Jahr doch unter dem Motto „Märchen“ und so war es auch nicht weiter verwunderlich, als wir im Laufe der abendlichen Gespräche hin und wieder dieses Thema aufgriffen. Nichts geschieht ohne Grund, und genauso geschah es mit den Märchen. Was macht man, wenn man sich als „Kur“-Gast kennen lernt? Richtig, man vergleicht die Zimmer. Der eine hat Balkon… und schwitzt, der andere hat keinen Balkon, dafür Nordseite und hat’s schön kühl. Erika aber hatte ein ganz besonderes Zimmer: Mit Balkon, schwitz-warm, und Sanitärobjekte in Kleinkindhöhe. Was schlossen wir drei anderen, Brigitte (alias Miss Marple), Wolfgang (alias Sherlock Holmes und Erik (alias Hercule Poirot) messerscharf? Märchenstraße, Märchengarten, Märchenwochen… und was gibt es in Märchen? Sie haben es erraten:

Z W E R G E ! Und wo wohnen die? Im Zwergenzimmer! Und wer noch? Schneewittchen! Und wer wohnt jetzt dort? Erika! Und wo kommt Erika her? Aus Heidelberg! Und was gibt es dort? Ein Schloss! Diese Erkenntnis traf uns wie ein Blitz: Schneewittchen sitzt inkognito bei uns am Tisch und wohnt in der Klinik mit den sieben Zwergen zusammen. Auch Erika war von dieser Erkenntnis überwältigt.

 

Noch etwas ungläubig folgte sie unseren Schlussfolgerungen und Kombinationen. „Hatten wir etwa recht? Geschahen nicht ab und zu unerklärliche Dinge in ihrem Zimmer? Nur Kleinigkeiten zwar, kaum dass sie auffallen. Aber lag heute Morgen die Haarbürste nicht anders als gestern Abend? Und waren nicht auch die Hausschuhe verrückt? Apropos verrückt… ihr macht mich total verrückt… ihr nehmt mich doch nur auf den Arm!“ „Klar doch“, beruhigte ich sie „aber es muss doch einen Grund haben, dass in deinem Zimmer die Toilettenschüssel und das Waschbecken so tief angebracht sind und du auf die Knie gehen musst, um dir die Hände zu waschen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass an der Stelle deines Zimmers ganz viel früher das Zwergenhaus stand.“ Auch meine Mitdetektive fanden diese Möglichkeit als nicht so weit hergeholt und so wurde mit „Schneewittchen“ kräftigst weiter „spintisiert“.

 

Es war doch mehr als verwunderlich, oder auch nicht, dass ausgerechnet Schneewittchen Erika aus Heidelberg, mit dem Schloss, dieses Zimmer bekam. Auch die Ausführung des Zimmers mit diesen für „Zwerge“ angepassten Einrichtungen deutete klar auf einen historisch bedingten Hintergrund hin. Dass Erika gewisse kleine Ungewöhnlichkeiten bemerkt haben will, wobei ich glaube, sie hat uns damals ebenfalls kräftig auf den Arm genommen um unsere zusätzlich Phantasie beflügeln, spielte bei unseren Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle. Und über all diesem Gedankenaustausch war es schon wieder Zeit zum Aufbruch zurück in die Klinik, Zapfenstreich 22:30 Uhr, pünktlichst!

 

Gut gelaunt ob dem lustigen Geplänkel über „Schneewittchen und ihre Zwerge“ erreichten wir die Pforten unserer Klinik und wünschten uns gegenseitig eine Gute Nacht. Eins konnte ich mir aber doch nicht verkneifen, so einen letzten: „Erika, ich würd‘ doch mal unterm Bett nachschauen. Zwerge verstecken sich übrigen gerne im Bettkasten, hast Du einen?“ Wusste sie nicht, aber versprach nachzusehen.

 

Als ich am nächsten Morgen den Speisesaal betrat, fand ich an zwei bestimmten Tischen bestimmte Personen mit fröhlichen Gesichtern und einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Da fing der Tag doch gleich ganz anders an… dazu noch die Sonne am blauen Himmel. Den ganzen Tag, immer wenn Mitglieder der „Viererbande“ sich beim Schichtwechsel in der Gymnastikhalle, in der Muckibude oder der medizinischen Abteilung über den Weg liefen waren „Schneewittchen“ und „Zwerge“ die Reizworte für echte Lachflashs. Erheiternd für uns Insider war zusätzlich die allgemeine Verständnislosigkeit der jeweils sonstigen Anwesenden. Die Folgen dieser von uns gepuschten Unkenntnis unserer Mitmenschen waren unter anderem auch im Speisesaal festzustellen, was sich in einem allgemeinen Gemurmel an einigen Tischen zeitgleich mit unserem Erscheinen bemerkbar machte. Die allabendliche Verabredung zum konspirativen Spaziergang mit anschließender Lästerrunde im Biergarten und der weiteren Ermittlungen nach dem Verbleib der Zwerge taten ein Übriges.

 

Schneewittchen Erika berichtete jedenfalls pflichtgemäß, dass sie in ihrem Bettkasten nach den Zwergen nachgesucht habe. Leider wurde sie keinerlei Spuren habhaft, was meines Erachtens auch daran lag, dass kein Bettkasten oder ein etwas einem solchen Ähnelndes  vorhanden war. Auch eine theoretisch durchgeführte Suche in einem eventuell vorhandenen virtuellen Bettkasten war nicht von Erfolg beschieden. Wo also waren die Zwerge abgeblieben?

 

Das Wochenende stand vor der Tür und Erika bekam Besuch von ihrem Ehemann. Daher beschlossen wir, Samstag und Sonntag eine Auszeit bei unseren Ermittlungen zu nehmen, die Seele baumeln zu lassen und so den Kopf frei für neue Erkenntnisse zu bekommen.

 

Und da gab es schon Ansatzpunkte wie z.B. die etwas unterhalb unserer Klinik gelegene Klinik für psychosomatische und psychische Erkrankungen. Nur weil die Patienten dieser Klinik sich augenscheinlich nicht für Zwerge interessierten, mehr den zwischenmenschlichen Beziehungen und den verpassten „Gelegenheiten“ in der Jugend frönten, hieß das noch lange nicht, dass unsere Zwerge sich dort verborgen hielten. War dieser mögliche Unterschlupf doch in Zwergenfuß-läufiger  Entfernung.

 

Unsere Überlegungen wurden aber am Montag jäh von Erika unterbrochen. Sie berichtete von ihrem Ausflug mit ihrem Ehemann an den Edersee und Umgebung… und was hat sie dort gefunden? Nöö… nicht die Zwerge aber ein Hotel Namens „Haus Schneewittchen“. Und dort gab es sogar ein Angebot „Schneewittchenträume“. Auch intensives Nachfragen und Suchen führte Erika und ihren Mann noch nicht einmal ansatzweise auf eine lauwarme Spur bezüglich unserer Zwerge. Obwohl, so abwegig war der Gedanke ja nicht, dass die Zwerge dort eventuell einen „Traumjob“ angenommen hatten. Auch Zwerge haben Bedürfnisse… oder?

 

Wie dem auch sei, am Mittwoch waren wir einhellig der Meinung, dass alle unsere Vermutungen, Recherchen usw. ins Leere liefen und wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr keine heiße Spur mehr finden werden. So blieb das Geheimnis der Zwerge von Reinhardshausen im Jahr 2010 verborgen und ungelöst.

 

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Wir beschlossen, dass wir versuchen werden, nächstes Jahr jemanden in die „Psycho-Klinik“ Undercover einzuschleusen. Wir wollen doch nicht dumm sterben…oder?

  

©Erik A.C. Bogorinski – 15.07.2010

 

 

 

Die Finanzkrise – Ich erkläre das jetzt einmal:


 Vor langer Zeit verkündete ein Mann in einem indischen Dorf, dass er für jeden Affen 10 $ bezahlen würde. Die Dorfbewohner wussten, dass es im Wald sehr viele Affen gab und
sie begaben sich in den Wald, um fleißig Affen zu fangen. Mit ihrer Beute zurück im Dorf, erhielten für jeden gefangenen Affen den versprochenen Preis.

 Alsbald verringerte sich der Affenstand und die Dorfbewohner suchten mehr so fleißig nach den Affen sondern gingen lieber ihrer alten Arbeit nach. Da versprach der Mann, jeden Affen für 20 $ zu kaufen. Das hat die Dorfbewohner richtig gierig gemacht und sie gingen in den Wald und suchten und suchten.

Bald darauf sind die Affen im Wald sehr rar geworden und keiner suchte mehr richtig. Und so verkündete der Mann, er würde jeden Affen für 25 $ kaufen! Aber es war schon sehr schwierig geworden, überhaupt einen Affen zu erwischen!


Darum versprach der Mann, für jeden Affen 50 $ zu zahlen!! Jetzt aber müsse er geschäftlich in die nahe Stadt, aber sein Assistent würde in zwischenzeitlich vertreten.

Kaum war der Mann weg, sprach der Assistent zu den Dorfbewohnern: "Seht ihr die  Affen hier im Käfig, die der Mann kaufte? Ich verkaufe sie euch zu 35 $ je Tier, und wenn der Mann morgen aus der Stadt kommt, könnt ihr ihm die Affen zu den versprochenen 50 $ verkaufen. Super, oder ?" Aber ich muss dann ganz schnell verschwinden.

Die Dorfbewohner waren begeistert und brachten daraufhin alles Geld, alles Ersparte, und
kauften dem Assistenten alle Affen zum Preis von 35 $ je Tier ab. Keiner war verwundert, dass der Assistent danach sofort verschwand.

Danach haben die Dorfbewohner nie mehr einen der beiden Männer gesehen… nur die ganzen Affen waren wieder dort wo am sie am Anfang waren!

Willkommen an der Wall Street - dem amerikanischen, ökonomischen Wunder!!!

 

© Erik A.C. Bogorinski 01.11.2009

 

 

Alles für die ärztliche Kunst

 

mit Professor W. und seinen Kandidaten

 

24.06.2009 – Tag 2 als Proband in der medizinischen Klinik der Universitätsklinik zu H. Die investigative Phase der medizinischen Ermittler hatte begonnen. Wird der Tumor auf der Nebenniere unter dem Druck des 4-stündigen NaCl-Tests seine wahre Identität preisgeben? Vier Stunden im Liegen, nüchtern (wo sollte ich auch Alkohol bekommen, es gibt ja keinen Frühschoppen), mein Zimmernachbar durfte auch ganz plötzlich nach Hause, ratz fatz Taxi da und weg. Also war Frühstücksfernsehen (ich musste also das Frühstück fern sehen) das einzige, aber wenig probate, Mittel gegen die Langeweile, das Tropfen zählen hatte ich schon aufgegeben.

 

12:30 Uhr, der Test neigte sich dem Ende zu. Hoffnung auf Nahrung und vor allem Kaffee keimte auf. Es klopfte, es war soweit… doch ein freundlicher älterer Herr in Weiß betrat mein Zimmer mit den Worten: „Guten Tag, mein Name ist W..-, ich bin hier Dozent und möchte Sie fragen, ob sie sich als Opfer für meine Studenten zur Verfügung stellen würden? Keine Angst, es tut nicht weh und es sind auch nur drei.“ Immer noch besser als Frühstücksfernsehen, und immer noch am Tropf hängend eher ein ungefährliches Anschauungsobjekt für angehende Mediziner, warum nicht? Auch so kann man mit etwas Geschick Einfluss auf künftige Entwicklungen im Gesundheitswesen nehmen, insbesondere durch tätige Mithilfe in der ärztlichen Ausbildung. Und warum nicht gleich im Audimax? Na gut, man gönnt mir halt sonst nix. Also ja.

 

Kaum gesagt, marschierten sie schon auf, das Sterillium noch auf den Händen verreibend (schmunzelnd erinnerte ich mich an Frisöre in meiner Jugend), mit vor Aufregung leicht erröteten Gesichtern in Erwartung, was der grinsende Professor und das „Opfer“  (182cm/111 kg) ihnen abverlangen werden. Und wie immer begann alles mit „A“, nämlich der Auslosung der Aufgaben: Vier Karten (komisch, heute hat’s die Zahl 4 mit mir), eine davon orange. „Ist das die A…-karte“, meinte ich witzig bemerken zu müssen. „Richtig“, antwortete der Professor, „das ist die Anamnesekarte… geht an unsere junge Kollegin M., die Herzkarte an… unsere junge Kollegin A. und unser junger Kollege erhält…Sonstiges, d.h. der die das Abdomen und so (ich lern’ auch langsam Medizinisch).

 

Jetzt musste ich dem Professor nochmals ausdrücklich meine Bereitschaft bekunden, alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten und mich ungeübten Fingern zum Zwecke des Tastbefundes zur Verfügung zu stellen (diese Belehrungen sind mir durch die Gerichtssoaps bestens bekannt). „Selbstverständlich stehe ich der Wissenschaft gerne zur Verfügung“, doch schon wurde ich eines Besseren belehrt: „Hier geht es nicht um die Wissenschaft sondern um die ärztliche Kunst und angehende Ärzte“! Also standen vor mir angehende Künstler mit ihrem Kunstprofessor. Hallo, das wird spaßig, ein Kunstprofessor in der Rolle eines Schilddrüsenspezialisten, wie er im Nebensatz erwähnte, ist das etwa ein Entertainment-Programm als Ersatz für das entgangene Frühstück? Let’s go!

 

Kandidatin 1 trat an mein Lager. Im Rollenspiel, will sagen Patientenkontakt, noch ungeübt, stellte sie sich etwas aufgeregt und blass um die Nase vor und begann, nachdem sie auf einem Stuhl Platz genommen hatte, mit ihrer Befragung…Anamnese. Meiner, für sie kaum zu bewältigenden, Flut an Informationen über meine Erkrankung(en), zudem gezielten Fachfragen des Professors sowie seinen Flachsereien bezüglich meiner Person (er hatte zwischenzeitlich von meiner politischen Tätigkeit Kenntnis) ausgesetzt, kämpfte sie sich tapfer durch meine fast 60 Jahre Leben. Nach gut 45 Minuten wurde sie vom Professor endlich erlöst   mit einem, wie ich meine, doch recht zufriedenstellenden Ergebnis. Also ich war zufrieden mit dem ersten Teil der Show, zumal ich in der Zwischenzeit auch enttropft war.

 

Sollte Kandidatin 1 schon aufgeregt gewesen sein, Kandidatin 2 war… nun ja, sie musste mich ja jetzt „begrabschen“. Also Vollkontakt war angesagt (kenn’ ich aus den Karate-Filmen). Ein Hobby des Professors: „Denkt an euere Hände und Augen… ein Echo kann jeder Idiot machen!“(Hatte er da jemanden bestimmtes im Sinn: „Hallo Echo…?“) Und beim Stethoskopieren  immer laut sagen was sie hören, denn es hören beim Examen ja alle zu (im Gegensatz zu Politikern - der Nebenhieb). „Ja aber ich hör’ doch nix!“ „Und warum? Der Patient ist sehr muskulös, er muss sich nach vorne beugen, dann legt sich sein Herz auf die Rippen und sie hören was. (Das „muskulös“ war die Wiedergutmachung). Das dann folgende zaghafte Abtasten und die wiederkehrende Frage „Darf ich? Sind meine Hände auch nicht zu kalt?“ wurde durch ein recht burschikoses Eingreifen des Professors unterbrochen, indem er sich zu mir aufs Bett setzte, meine Hand drückte und dozierte: „So begrüßen sie den Patienten, dringen in seine Intimsphäre ein, kommen ihm dabei sehr nahe und können dabei sogar noch den Puls fühlen und feststellen ob er schwitzt. Aber dürfen wir uns aus Hygienegründen überhaupt auf’s Bett setzen?“ Es darf sich auf’s Bett gesetzt werden, wird ihm bestätigt. Glück gehabt, Herr Professor. Und gnädig war die Nachwuchsmedizinerin von ihrer Aufgabe erlöst.

 

Kandidat 3 war angesichts seiner Tastkollegin klar im Vorteil aber so was von aufgeregt, dass er diese Vorlage (das Bettsitzen) erst einmal nicht gewinnbringend nutzen konnte. Recht schamrötlich setzte er sich zu mir auf’s Bett (ich hab’s vorher erlaubt) und sollte den, die, das Abdomen erkunden. Seine Ansage, dass er als Erstes Darmgeräusche abhören wolle, zieht einen allgemeinen Heiterkeitsausbruch nach sich. Aber dem noch nicht genug, seine Annoncierung, er wolle jetzt meine Leber „auskratzen“ trieb dem Professor fasst das Heiterkeitswasser in die Augen, was vielleicht auch auf meinen Gesichtsausdruck zurück zu führen war. Die folgende professorale Frage nach dem „letzten Kratzer unterhalb des Schlüsselbeins“ wurde mit einem hochrotköpfigen „Machte wohl wenig Sinn“ zaghaft beantwortet. Auch dem dreifingrigen Abklopfen meines aufgrund von Meteorismus (und gutem Essen) wohl gerundeten Bauches war von wenig Effektivität geprägt worauf sich der Professor genötigt sah, den elastischen, aus dem Handgelenk (bei steifem Unterarm) geschleuderten, einfingrigen Medizinklopfer vorzuführen (tägliches Training unabdinglich). Aber der krönende Abschluss stand ja noch bevor: Die Welle! Mit der Bauchwelle, so die Ansage des Altmeisters, könne man… richtig, Anomalitäten, Verspannungen etc. feststellen beispielsweise den Verdacht auf… Gesagt und versucht zu tun… worauf der Professor die Welle machte, was bei 118 cm Bauchumfang auch Wellen schlug und zur Feststellung führte: „Hier ist wohl nichts verspannt“!

 

So schnell waren aus angesagter einer Stunde zwei geworden, ebenso verdoppelt hatte sich mein Bedarf an Nahrung und …natürlich endlich einen Kaffee (letzte Malzeit 20:00 Uhr am Vorabend). Aber dieses zweistündige Entertainment auf anspruchsvollem Niveau wog fast jedes Hungergefühl auf. Mit solchen Professoren und neugierigen Studenten ist mir’s um die ärztliche Kunst nicht bange und ich hoffe, dass beide Seiten ihr Engagement und ihren Humor nicht verlieren.

 

Im Sinne einer „kunstvollen“ Patientenversorgung in der Zukunft! Touch wood!!!

 

Und meine Speicher wurden auch wieder aufgeladen… mit viel Kaffee und guten Essen!

 

©Erik A.C. Bogorinski – 24.06.2009

 

 

Der Einkauf mit dem Piep

 

Heute besuchte ich nach längerer Zeit einen Supermarkt (normal tanke ich dort nur, weil die Konkurrenz in der Nachbarschaft preisgünstiger und auch freundlicher ist). Ich holte mir per Chip einen Einkaufswagen und betrat die heiligen Hallen des Kosumententempels. Beim Durchfahren der Eingangsschranke war er plötzlich da: DER PIEP!! Und vorne am Einkaufswagen, oben am Korb, erschien wie von Geisterhand eine grüne Schrift: "Herzlich willkommen bei Ihrem ....markt. Schön, dass Sie wieder da sind. Viel Spaß bei Ihrem Einkauf."

 

Verblüfft blieb ich stehen und schaute mich verstohlen um. Wer hat mich da nach so langer Zeit wiedererkannt? Und überhaupt, wieso soll ich auf einmal Spaß am Einkaufen haben? Deswegen kam ich doch nicht mehr hierher. Ewiges Schlange stehen und dafür auch noch bezahlen. Bei der Konkurrenz wird mir das Warten bezahlt, 2,50 Euro für 5 Minuten, also muss ich dort nicht warten. So sieht es nämlich aus.

 

Aber nichts war zu sehen, auch keine versteckte Kamera, an die ich sofort dachte (man hört ja so viel im Fernsehen). Also schob ich tapfer meinen Wagen weiter in Richtung Gemüse, was sinnigerweise ganz am anderen Ende des Marktes aufgebaut ist.

 

Die Waschmittel ließ ich links liegen, was mir sofort einen PIEP bescherte mit den Worten: "Ihr Lieblingspulli kratzt, deshalb gibt es heute .... Weichspüler im Angebot - und achten Sie auf Ihr Infoboard, ich bin ab heute Ihr Einkaufsbegleiter."  Und wieder war keine auffällige Person mit Handy oder Funkgerät zu sehen. Vorsichtig tastete ich mich im Regalgang weiter. Da von oben eine Stimme: "Und beachten Sie bitte die Angebote in unserer Waschmittelabteilung. Also doch versteckte Kamera? Ich beschleunigte meinen Wagen wie Schumi und erreichte relativ unbehelligt die Gemüsezone (weitere PIEPS einfach nicht beachtend). Griechischer Spargel war mein Begehr, also stellte ich den Wagen vor dem Regal ab, um mir meinen Spargel auszusuchen. Und da war er wieder. der PIEP, und es piepte und piepte und... , aber keine Schrift auf dem Display. Ich war wohl zu langsam? Meinen Spargel zusammengerafft und nichts wie weg war eins.

 

Beim Umkurven der Gefriertruhen grüßte der PIEP mich von Kapitän Iglo, obwohl ich den garnicht kenne und bei den Geflügel-Dippers sollte ich sofort zugreifen. Weil ich auch dieser Anweisung nicht nachkam, wurde ich aufgefordert, die .... Drogerie zu besuchen. Und da dies bei mir auch nicht fruchtete, hieß es: "Hallo Autofahrer, wir haben Preise zum Auftanken. Die günstige ....tankstelle. Aber tanken wollte ich auch nicht. Was nun?

 

Um die Kasse zu erreichen und mich einer eventuellen Beobachtung zu entziehen, versuchte ich hakenschlagend mich durch die Weinregale nach vorne zu kämpfen. Aber da war er schon wieder, der PIEP - wie wär`s denn heute mit Pasta, und die Geisterstimme rief mir zu, auch an den Wein zu denken. Worauf der PIEP mir per Wagen-Display sofort das Angebot der Woche anzeigte.

 

Doch ich als alter Einkaufshase trotzte all diesen Versuchen und suchte unverdrossen den Weg zur Kasse. Aber irgendwie muß dem PIEP oder dessen Chef aufgefallen sein, daß außer dem bißchen Spargel nichts im Korb war. Konnte es sein, dass ich vielleicht zu wenig Geld dabei hatte? Und just in diesem Moment kam der PIEP mit dem Hinweis: "Kein Bargeld - kein Problem - bezahlen Sie einfach mit Ihrer EC-Karte. Schweißgebadet erreichte ich endlich die Kasse, legte meinen Spargel auf das Band und bezahlte den vom Scanner genannten Preis in bar.

 

Jetzt schwieg der PIEP. Er bedankte sich auch nicht für meinen Einkauf, wahrscheinlich war dafür die Summe zu gering.

 

Eines ist jedenfalls gewiss, wenn in nächster Zeit die Sprache auf den .... markt kommt, kann ich ungestraft sagen: "BEI DENEN PIEPT`S WOHL!" Und das in jeder Beziehung.

 

copyright Erik A.C. Bogorinski 03-03-2007

 

 

Ein Beamtenleben als Lehrer ...oder der Lehrer-Beamte

Hast du studiert auf’s Amt des Lehrers, fragst du dich ständig, wie schön wär’ das

wenn man doch schon Beamter wär’ mit Garantie für das Salär.


Doch für Lehrer ist das schwer, gibt doch der Staat kaum Stellen her.

Die Verwaltung, ist doch wahr, hat’s leichter als ein Referendar.

Beamter wirst du in unsren Landen, wenn du den Eingangstest bestanden:


„Hast Du ne Vorliebe für Staub? Bist Du auf beiden Ohren taub?

Kennst Du auch die Regeln schon, vom Beamtentriathlon?

(Knicken – Lochen – Abheften)

Ist die Arena Dir bekannt? Allgemein bekannt als Amt!

Und ganz zum Schluss, ich hätt’s vergessen, verträgst Du das Kantinenessen?

Hast diese Hürden Du genommen, den Anwärtervertrag bekommen,

schüttelt jeder Dir die Hand, solch’ Beamte braucht das Land!

Und Ruck-Zuck nicht zu vergessen hast du die Beförderung ersessen.

Gestern noch einer in der Masse, heut’ in der Beamtenklasse,

kannst jedem zeigen, der einst gelacht, wer in Zukunft hat die Macht.


Als Lehrer an sich hast du’s auch nicht schwer, wenn nur der Unterricht nicht wär’.

Jetzt musst Du lernen zu vergessen, was an Verstand Du hast besessen,

denn für künft’ge Tätigkeiten brauchst Du neue Fähigkeiten:


Du lernst Vorgänge anzulegen, Ordner beschriften und bekleben,

vor wem Du musst nen Diener machen, über schwache Schüler lachen,

Doch zum Abschluss ist noch weit, fehlt doch manche Fähigkeit.


Du musst Ehrfurcht haben vor den Alten, statt zu lehren zu verwalten,

Neue Wege zuzuschütten. Vor Vorgesetzten sich zu bücken,

sich kümmern um private Sachen über die heut’gen Schüler lachen,

mitleidig auf die Eltern schau’n, die dir nur die Stunden klau’n,

machen ein’ auf Demagogen,  wir sind doch die Pädagogen!

Im Mittelpunkt jeder Schüler steht, und genau da steht er im Weg.

Ist jetzt Dein Kopf frei vom Ballast, den als Normalbürger Du hast,

die Anpassung also durchgeführt, wirst du ins Kollegium eingeführt.


Als Neuer ist es angebracht, dass man keine Fehler macht.

Du kochst Kaffee, das ist richtig, das Schwarze Brett ist auch ganz wichtig,

die Freizeit opfern für Kollegen, wenn die wollen einen heben,

Bücher verwalten und kopieren, niemals mit Wissen kokettieren

die Beförderung wird dann ersessen, hast Geburtstage du nie vergessen.

Und, so schnell vergeht die Zeit, ist die Pension auch nicht mehr weit.


Jetzt heißt’s den Abschied vorzubereiten, einmal noch durch die Schule schreiten,

wo Du die Hälfte Deines Lebens, verwaltet hast, und das vergebens,

Hast nicht beseitigt das Ungemach, denn Schüler wachsen einfach nach,

und die in ganz perfider Weise, stören des Lehrers ruhige Kreise.

Dies verursacht Depressionen, doch dagegen gibt’s Pensionen,

um dann zuhaus mit vierzig Jahren, die Gesundheit zu bewahren.

Und dort, es gibt noch wirklich Wunder, wird der Lehrer wieder munter,

Ist rege wie nie zuvor im Leben, geht regelmäßig einen heben,

Dem Steuerzahler auch ein Lob, der zum Beamten ihn erhob,

und nun mit staatlicher Gewähr, monatlich sich sorgt um sein Salär.

Und darauf woll’n wir noch einen heben, auf was?.... auf das Beamten-Lehrer-Leben.

 

© Erik A.C. Bogorinski 10-07-2000

 

 

Helmpflicht für Jogger - oder können Autos  fliegen?

 

Jeden Tag wird man damit bombardiert - die Action-Serien im Fernsehen. Immer spektakulärer werden serienweise Autos in die Luft gesprengt, Komparsen und Stuntmen reihenweise ins Jenseits befördert und ganze Stadtteile mit Hilfe aller nur erdenklichen Pyrotechnik planiert.

 

Dies, so mag man meinen, geschieht ja nur im Film, und dann gibt es ja noch die freundlichen Helfer vom Club Grün-Weiß, bzw. jetzt die „Blauen Jungs und Mädchen“, die für ein Happyend sorgen.

 

Aber die richtige Action findet im ganz normalen Alltag statt, ohne Drehbuch, ohne Stuntmen, und oft auch ohne das durch freundliche Helfer herbeigeführte Happyend.

 

Da begibt sich z.B. ein ganz normaler Bürger eines Sonntags in Gottes freie Natur, um durch Joggen etwas für seine Gesundheit zu tun. Doch statt des beschaulichen Trimm-Trabs sieht er sich aus heiterem, nein doch etwas regnerischem, Himmel mit einem fliegenden Auto konfrontiert, das über eine Böschung kommend, sich in Augenhöhe vorbeifliegend, vor unserem Jogger in den Acker bohrt.

 

Nach den ersten Schrecksekunden eilt der geschockte Freizeitsportler zu dem filmreif gelandeten Auto und befreit die, trotz mangelnder Stuntausbildung zum Glück nur leicht verletzten, unfreiwilligen Piloten. Man zieht sich gemeinsam etwas von dem Wrack zurück, und ruft, sich gegenseitig notdürftig gegen den zwischenzeitlich doch heftigeren Regen schützend, per Handy Hilfe herbei.

 

Wie der Zufall oftmals seine Hände im Spiel hat, kommen just in diesem Moment uniformierte Helfer des Wegs, stellen fest, alle leben noch und ein freundlicher Freizeitsportler hat sich dieser Sache, wie echte Sportler halt sind, verantwortungsvoll angenommen. Und überhaupt kommt das hier öfters vor - gemeint sind die fliegenden Autos und nicht der hilfreiche Sportler - also nimmt man diesen nochmals in die Pflicht und trollt sich des Wegs, da wichtige Pflichten rufen.

 

Kaum hatten die Bürgerhelfer den Set verlassen und der unfreiwillige Bruchpilot sich zum Schutz gegen den Regen in das, was von seinem Auto noch übrig war, zurück gezogen, da flog erneut ein Auto über die Böschung und traf, wie in den Aktionserien demonstriert, zielgenau das erste - mit Fahrer. Nicht zu glauben - aber wahr! Wie im Film öffnet sich, nachdem das zweite Fahrzeug seine endgültige Parkposition erreicht hatte, die Fahrertür und heraus klettert, Sie erraten es, ein Blut verschmierter Fahrer. Sich als Krankenpfleger zu erkennen gebend, zieht er gemeinsam mit unserem Jogger den jetzt doch arg lädierten Fahrer des ersten Wagens aus demselben und leistet fachmännisch erste Hilfe. Unser Sportler lief dann zügig nach Hause, holte seinen Wagen, um den Verletzten wenigstens Schutz gegen die Unbilden der Natur gewähren zu können.

 

Kurz und gut - alle wurden dann doch letzten Endes versorgt. Aber eines ist doch sehr bedenklich: Die von Berufswegen als Helfer Tätigen haben hier eine ganz schlechte Nummer abgegeben, weil ein solcher Fall ist in den Vorschriften nicht geregelt, und demnach gibt es so etwas auch nicht. Aber das ist der Alltag - nicht der Film.

 

Und die sofort informierte Presse schweigt bis heute zu der Frage: Können Autos fliegen und müssen Jogger künftig Helme tragen… ????

 

ã Erik A.C. Bogorinski 10-01-2008

 

 

Der  Autokauf

 

Der Familienrat tagte: Ein neues Auto muß her! Gesagt, getan, aber welches? "Ich brauche eins zum Einkaufen, und wenn ich die Kinder zum Sport fahren muß" bemerkte meine bessere Hälfte, und die Kinder riefen: "Nur ein Van kommt in Frage!" Und ich? Verwundert schaute mich meine Familie an. "Wieso du? Du arbeitest doch meistens zu Hause, und innerhalb der Stadt legst du doch alle Wege mit dem Fahrrad zurück - wegen deiner Figur." Schuldbewußt schaute ich an mir herab (zugegeben, in der letzten Zeit hat mein Bauch schon etwas an Volumen gewonnen). "Und wenn du zu einem Kunden oder einer Besprechung mußt, dann kommst du da genauso gut  mit einem Van hin". Was konnte ich da noch einwenden? "Und außerdem ist das jetzt IN, Familien fahren einen Van, guck dir doch all unsere Schulkameraden an."

 

Was nun kam erinnerte mich stark an die Bundestagsdebatten in meiner Jugendzeit. Sehr lebendig, mit ständigen Zwischenrufen, gespickt mit allerlei spitzen Bemerkungen. Meine zaghaften Versuche, etwas Ordnung in diese Redeschlacht zu bringen, wurden sofort einstimmig abgewürgt, denn ich würde das Auto sowieso am wenigsten benutzen, und da die Demokratie, wie von mir leichtsinnigerweise des öfteren bekundet, in der Familie beginnt, solle ich doch meinen eigenen Worten folgen und mich der Mehrheit beugen. So begann ich, meine Ohren auf Durchzug stellend, die Tageszeitung zu lesen, was zur Folge hatte, daß nach wenigen Minuten meine bessere Hälfte mir die Zeitung wegnahm mit den Worten: "Jetzt sag du doch auch mal was!"

 

Und so sagte ich was, nämlich dass die Familie zum Zwecke des Prospektsammelns ausschwärmen und jeder sich sein Wunschauto zusammenstellen solle. Ich glaube sonst nicht an Wunder, aber hier vollzog sich eines, mein Vorschlag wurde sogar begeistert aufgenommen. Erleichtert wandte ich mich der weiteren Lektüre meiner Zeitung zu, wobei ich es nicht versäumte, aufmerksam die Autowerbung zu studieren.

 

In den darauf folgenden Tagen herrschte eine rege Betriebsamkeit. Ständig verließ das eine oder andere Familienmitglied das traute Heim, um einige Zeit später, bepackt mit viel buntem Papier, zurückzukehren. In jedem Zimmer stapelten sich die vielfarbenen Werbeprospekte der Autoindustrie und die einschlägigen Automagazine, und zu keiner Tageszeit wurden die Werbespots im Fernsehen versäumt. Wenn sonst die täglichen Serien über den Bildschirm flackerten, waren jetzt die Sendungen wie "Autotest", Ratgeber Verkehr, Motor-was-weiß-ich usw" angesagt. Wo sonst bei unseren täglichen Mahlzeiten die Namen der aktuellen "Boygroups", Schauspieler, Freundinnen oder Freund und Neues aus dem Buch "Dichtung und Wahrheit" in unserem Bekanntenkreis gehandelt wurde, drehte sich jetzt alles um KW,  Anzahl der Sitzplätze, Innenausstattung, Sonderausstattung, Multifunktionen, Anzahl der Türen, Einzelsitze oder Sitzbank, Farbgebung, u.v.m.. Mein Einwand, dass auch die Unterhaltungskosten sowie Versicherung und Steuer zu berücksichtigen wären, wurde mit der Bemerkung: "Da geben sie sich doch alle nichts" vom Tisch gewischt.

 

Nach vier Wochen hatte die Familie, nach heißen Diskussionsnächten, endlich auf zwei Typen mit exakter Beschreibung von Farbe und Ausstattung geeinigt, und nachdem das bevorstehende Wochenende frei von jeder sportlichen Verpflichtung war, standen die Besuche bei den Autohändlern auf dem Programm.

 

Am Samstagmorgen, frisch gestärkt nach dem Frühstück, war es soweit. Die Rucksäcke gepackt mit Getränken, denn man bekommt ja schon nach 15 Minuten Autofahrt Durst, kleinen Snacks, denn auch der kleine Hunger kommt sofort, Bücher und Spiele inklusive diverser Maskottchen, bestiegen wir unser treues Auto, das bisher immer für uns fünf Personen ausreichend Platz bot, und starteten unsere Besichtigungstour.

 

Autohaus für Autohaus (also insgesamt zwei) wurde abgeklappert, die Autos von außen und innen begutachtet, Probe gesessen und gefahren,  über Preis und Zahlungsmodalitäten sowie über die Inzahlungsnahme unseres bisherigen Autos verhandelt ... , ich will mir hier die Einzelheiten ersparen. Die mitgeführte "Marschverpflegung" war zwischenzeitlich aufgebraucht, die Nerven meiner besseren Hälfte schon über alle Maßen zum Zerreißen  gespannt und meine Geduld schlicht weg am Ende, als nach vier Stunden (wir suchten gerade das zweite Autohaus heim) der Verkäufer (sichtlich genervt) verkündete: „Bitte haben Sie Verständnis, aber wir schließen jetzt. Wir schicken Ihnen gerne die von Ihnen gewünschten Angebote zu und wir werden sicher einig, auch was das alte Auto angeht." Total erschöpft setzten wir uns alle wieder in unseren alten Wagen (immerhin erst 6 Jahre alt und gerade mal 65.000 km) und fuhren nach Hause.

 

Die versprochenen Angebote trudelten auch in den nächsten Tagen bei uns ein, aber wenn Sie glauben, daß der Autokauf nur noch eine Formsache darstellte - weit gefehlt. Zwar hatten wir jetzt die Auswahl zwischen letztendlich zwei Typen, die allen gerecht wurden, ... aber als der jeweilige Endpreis feststand, herrschte zum ersten Mal seit Wochen absolutes Schweigen. Große Augen blickten mich fragend an. Das war happig! Das entsprach aber ganz und gar nicht den Versprechungen aus Werbung, Prospekten und den Beteuerungen der Verkäufer - mit einer Ausnahme, teuer war´s, sehr teuer, um nicht zu sagen: zu teuer!

 

Was nun? Auf irgend etwas zu verzichten, nach all der Mühe, und überhaupt, macht es denn Sinn auf dies und jenes zu verzichten, bei einem neuen Auto?

 

Kurz und gut, ein Kompromiß war, ich konnte es kaum glauben, schnell gefunden. Einstimmig wurde beschlossen, die Autohändler sollen sich andere Dumme suchen, die so viel Geld ausgeben wollen, die Kinder bekommen neue Fahrräder (zufällig mal wieder im Sonderangebot mit allen Schikanen, die Freunde werden vor Neid erblassen), unser altes Auto (nebenbei bemerkt ein Van) wird für kleines Geld auf Vordermann gebracht, und von dem übrigen Geld kaufen wir die längst überfällige neue Sitzgarnitur und ein Urlaub ist auch mal wieder drin.

 

© Erik A.C. Bogorinski 04-05-1999

 

Spendengelder- Keine Affaire!

 

Alle Welt, insbesondere die BRD  regt sich in diesen Tagen darüber auf, dass eine große Volkspartei und deren ehemaliger allmächtiger, zwischenzeitlich zum Ehrenvorsitzenden avancierten Chef Geld angenommen hat und den oder die Spender nicht nennen will. Weil - er habe sein Ehrenwort gegeben!

 

Ja, was ist denn so Verwerfliches daran, wenn man den Begriff Ehre noch kennt und zu würdigen weiß in dieser unserer heutigen Zeit? Muß man vor solchen Personen, welcher Couleur auch immer, nicht den Hut ziehen?

 

Was ist denn geschehen?

 

 Hohe Politiker, sich der leeren Staatskassen bewusst, versuchten die mühsam von der Bürgerschaft aufgebrachten Steuern zu sparen. Und da die  ohnehin unbenutzt nur so darum stehenden Jets der Großkonzerne auch einmal bewegt werden mussten, zur Erhaltung der Betriebsfähigkeit, konnten zum Nutze der Allgemeinheit, diese Bewegungsflüge von unseren Volksvertretern als Mitfluggelegenheit in Anspruch genommen werden anstatt der normalen Linienflüge oder die teure Flugbereitschaft der Bundeswehr.. So war letztendlich allen gedient: Dem Bürger, es wurden Steuergelder eingespart - dem Politiker, er konnte seinen Aufgaben zeitgerecht nachkommen, und da zählt auch der Urlaub dazu, denn er dient ja der Erhaltung der Schaffenskraft - und nicht zuletzt den Konzernen, die ihre Flugzeuge, mit dem nötigen Ballast versehen, technisch in der Praxis überprüfen konnten.

 

Oder denken wir über unseren Altbundeskanzler Kohl nach. Handelte er nicht ehrenhaft, dass er die Großspender der 2 Millionen DEM nicht nannte? Musste er denn jedem auf die Nase binden, dass er 1 Million von Jelzin bekam, weil er Rußland die DDR abgenommen hat - oder dass Mitterand ihm 1 Million gab, damit er das Saarland mit Oskar Lafontaine behält?

 

Wozu also das ganze Geschrei? Haben wir nicht schon zu oft erlebt, dass solche Skandale, die bei genauem Hinschauen all das Skandalöse verlieren, und nur von denen in die Welt hinaus posaunt werden, die wirkliche Leichen im Keller haben und aufgrund eines Neubaues justament die Gefahr besteht, dass man diese ausbuddelt?

 

Was sagt das dem Chronisten zum Schluss:

 

Wer anderen eine Grube schaufeln will, soll darauf achten, dass der Dreck nicht auf ihn zurückfällt, weil er falsch im Wind gestanden hat! Doch diese uralte Regel findet heute kaum noch Beachtung und dann muß es leider heißen: BRD – Bananen-Republik Deutschland!

 

Copyright Erik A.C. Bogorinski  23-02-2000